Das Werk von Emile Bernard (hellgrüne Bilder)
Sie möchten gerne die Werke von ohne Farbfilter sehen? Hier klicken.Emile Bernard geboren 28. April 1868 in Lille - gestorben 16.April 1941 in Paris
Der französische Maler Emile Bernard gehörte bereits in jungen Jahren zur Pariser Avantgarde. Mit 16 Jahren nahm er gemeinsam mit Henri de Toulouse-Lautrec Unterricht im Atelier von Fernand Cormon. Abends erkundeten beide das Pariser Nachtleben und hielten es in Zeichnungen fest.17jährig flog Emile Bernard wegen aufsässigen Verhaltens aus dem Atelier. Emile Bernard wanderte in die Bretagne und ließ sich von der rauhen Natur und ihren Bewohnern zu bedeutenden Werken inspirieren. Zurückgekehrt nach Paris lernte Emile Bernard Vincent van Gogh und Paul Gauguin kennen. Zunächst malte er gemeinsam mit Vincent van Gogh am Ufer der Seine. Es entstanden großartige farbintensive und dekorative Bilder. Später ging Emile Bernard mit Paul Gauguin nach Pont-Aven und beide Maler entwickelten eine völlig neue Bildsprache mit großen Figuren, festen Konturen und flächigen Farben im Wechsel zwischen extremer Nahsicht und Tiefenwirkung: Der Symbolismus war geboren. Aus dieser Stilrichtung entstand später die Kunst der "Nabis" (hebräisch: "Prophet"). Nachfolger von Emile Bernard und Paul Gauguin wurden nun junge rebellische Künstler wie Paul Sérusier, Maurice Denis, Pierre Bonnard und Felix Valloton.
Zurück zum Symbolismus: 1891 wurde Paul Gauguin in einem Zeitungsartikel als alleiniger Erfinder des Symbolismus gefeiert. Der ca. 20 Jahre ältere Paul Gauguin widersprach dieser falschen Darstellung nicht. Daran zerbrach die Freundschaft der beiden Künstler. Zeitlebens kämpfte Emile Bernard um die Anerkennung seiner Rolle bei der Entwicklung des Symbolismus. Bis heute wird Paul Gauguin als dessen Erfinder gefeiert. Emile Bernard geriet in Vergessenheit. Aus Enttäuschung und auf der Suche nach Ablenkung und unberührter Natur ging Emile Bernard für 10 Jahre nach Kairo. Seine Motive waren dort vor allem träumende Odalisken, die auf dekorativen Sofas lasziv lagerten. Um die Jahrhundertwende folgten Reisen nach Spanien und Italien, wo sich Emile Bernard mit den Alte Meistern beschäftigte. Der Maler schuf großformatige Aktdarstellungen im Stil der italienischen Renaissance.
Die Vielfalt seiner Themen und Motive (Landschaften, Selbstbildnisse, Akte und plakative Stillleben) und seine technischen Mittel machten Emile Bernard zu einem eigensinnigen, innovativen und faszinierenden großen Künstler, der jedoch während seines Lebens immer im Schatten seiner berühmten Malerkollegen Vincent van Gogh, Henri de Toulouse-Lautrec und Paul Gauguin stand. In später Zeit wurde Emile Bernard konservativer, er trotzte dem Zeitgeist und stellte sich gegen alle modernen Strömungen der Kunst. Diese Haltung schmälert jedoch in keinster Weise Emile Bernards rechtmäßig erworbenen Platz in der Geschichte der modernen Malerei.
Die Kunsthalle in Bremen würdigte in einer großen Retrospektive (Emile Bernard - Am Puls der Moderne) vom 7.2.15 - 31.5.15 das Schaffen des Künstlers. Zur Ausstellung erscheint erstmals in deutscher Sprache ein umfangreicher Katalog.
Text © Jürgen Banse, 2015